Gehtraining muss weh tun


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Bei der peripheren arteriellen Verschlusskrankheit schmerzen beim Laufen schnell die Beine. Ein Gehtraining soll den Verlauf der chronischen Gefäßerkrankung bremsen. Das funktioniert aber nur, wenn die Patienten dabei wirklich bis an ihre Schmerzgrenzen gehen.

Gehtraining kann Operation hinausschieben

Die wichtigste nicht-medikamentöse Maßnahme bei einer peripheren arteriellen Verschlusskrankheit (pAVK) ist das tägliche Gehtraining. Läuft alles gut, kann man damit sogar eine Gefäßoperation hinausschieben. Empfohlen wird ein täglicher Spaziergang von einer Stunde. Wie intensiv das Training sein soll, ist jedoch bisher umstritten.

Dieser Frage gingen US-Forscher*innen nun an 305 pAVK-Patient*innen nach. 240 von ihnen sollten ein Jahr lang wöchentlich 5 Mal ein Gehtraining absolvieren. Die eine Hälfte spazierte dabei so langsam, dass keine Schmerzen auftraten. Die anderen 120 marschierten bewusst bis an ihre Schmerzgrenze. Um Intensität und Dauer des Trainings zu messen, trugen die Patient*innen dabei einen Beschleunigungssensor. Die restlichen 65 Patienten bildeten die Kontrollgruppe – und spazierten überhaupt nicht.

35 Meter mehr

Vor und nach der einjährigen Trainingsphase absolvierten alle Teilnehmer*innen einen 6-Minuten-Gehtest. Dabei geht man sechs Minuten lang zügig auf ebener Strecke. Wenn nötig, darf man zwischendurch anhalten, sollte aber so schnell und weit laufen wie es der gesundheitliche Zustand erlaubt. Gemessen wird die Strecke, die in den sechs Minuten zurückgelegt werden. Sie ist ein Indikator für die Leistungsfähigkeit von Herz, Gefäßen und Lunge und spiegelt bei pAVK-Patienten den Zustand der Gefäße (gesunde untrainierte Personen schaffen etwa 700 bis 800 Meter).

Bei der Analyse der Ergebnisse stellte sich heraus: Die Gruppe, die bis an ihre Schmerzgrenze ging, steigerte ihre 6-Minuten-Gehstrecke um durchschnittlich 35 m (von 338,1 auf 371,2 Meter). Bei den Patiente*innen mit Schongang kam es zu einer Verschlechterung um 4,6 m (von 332,1 auf 327,5 m). Die 6-Minuten-Gehstrecke der Kontrollgruppe verkürzte sich um durchschnittlich 10,4 m (von 328,1 auf 317,5 m).

Sanftes Gehtraining bringt nichts

Der Unterschied der beiden Trainingsgruppen betrug insgesamt 40,9 Meter und war damit signifikant. Und das, obwohl die Patienten in der Hochintensitätsgruppe – wahrscheinlich aufgrund der Schmerzen — zu 50% weniger trainiert hatten (2,8 statt 3,5 Tage pro Woche im Vergleich zu den Niedrigintensiv-Trainierenden). Auch interessant: Das „sanfte“ Gehtraining brachte im Vergleich zur Kontrollgruppe keinen Vorteil, die durchschnittlich 5 Meter mehr erwiesen sich statistisch nicht als signifikant.

Das Gehtraining bei pAVK muss weh tun, um zu einer objektiven Verbesserung zu führen, schlussfolgert deshalb die Studienleiterin Mary McDermott. Welche Mechanismen dahinterstecken, bleibt jedoch unklar. Vermutet wurden Gefäßaussprossungen in der Muskulatur – Gewebeproben aus der Wadenmuskulatur der Teilnehmer zeigten diesbezüglich jedoch keine Veränderungen.

Quelle: Ärzteblatt